Österreichische Kaffeehauskultur frisch gebrüht.

Nachdem ich mich in meinem letzten Artikel auf bloghandwerk auf die Vorzüge des digitalen und analogen Netzwerkens bezogen habe, möchte ich heute einen der beliebtesten Orte für Begegnungen und gute Gespräche thematisieren: das Kaffeehaus. 

Kaffee, Kuchen und Konversation

Seit der Moderne gilt das Kaffeehaus in Wien zur kulturellen Einrichtung. Man traf sich zum Karten- oder Schachspiel, auf ein bereicherndes Gespräch oder um in diversen Tageszeitungen in aller Ruhe zu schmökern. In einer Zeit, in der Wissensvermittlung, intellektueller Austausch und Begegnung noch ausschließlich analog passierte, war es zum Teil essentiell, bedeutende Kaffeehäuser regelmäßig zu frequentieren. Speziell die Wiener Schriftsteller und Intellektuellen des frühen 20. Jahrhunderts verbrachten daher gerne ihre Musestunden in bevorzugten Häusern wie im Café Griensteidl oder später im Café Central. Hier wurde Konversation betrieben, gelesen und geschrieben. Der Schriftsteller Stefan Zweig bezeichnete das Kaffeehaus in seinem Werk „Die Welt von gestern“ sogar als „beste Bildungsstätte für alles Neue“. In seinen literarischen Ausführungen hielt er fest:

“So wußten wir alles, was in der Welt vorging, aus erster Hand, wir erfuhren von jedem Buch, das erschien, von jeder Aufführung, wo immer sie stattfand, und verglichen in allen Zeitungen die Kritiken; nichts hat vielleicht so viel zur intellektuellen Beweglichkeit und internationalen Orientierung des Österreichers beigetragen, als daß er im Kaffeehaus sich über alle Vorgänge der Welt so umfassend orientieren und sie zugleich im freundschaftlichen Kreise diskutieren konnte. Täglich saßen wir dort stundenlang, und nichts entging uns. Denn wir verfolgten dank der Kollektivität unserer Interessen den orbis pictus der künstlerischen Geschehnisse nicht mit zwei, sondern mit zwanzig und vierzig Augen; was der eine übersah, bemerkte für ihn der andere.“ 

Kaffeehausliebhaber aus Tradition

Nach wie vor erfreuen sich die klassischen österreichischen Kaffeehäuser mit ihren hausgemachten Verführungen großer Beliebtheit. Als beste Adresse unter den heimischen Kaffeehausliebhabern gilt immer noch das traditionelle Café Central in Wiens 1. Bezirk. Hier werden typisch österreichische Schmankerl kredenzt, vom Apfelstrudel mit einer Tasse Melange, Einspänner oder Kaffee Verkehrt bis zur Gulaschsuppe. Ab 17 Uhr genießt man hauseigene Gustostückerl zudem in Begleitung von Klaviermusik. Dicht folgen dem ehemaligen Literatencafé im Herzen Wiens weitere renommierte Häuser wie das Café Sacher in Wien (berühmt durch seine Sachertorte), das Kaffeehaus Weitzer in Graz mit seinen wunderschönen Gewölbebögen oder das Café Glockenspiel am Hauptplatz in Linz, wo professionelle Baristas ihr Handwerk und Können unter Beweis stellen.

Copy and paste

Die klassische österreichischer Kaffeehaus-Atmosphäre mit all ihrer Gemütlichkeit wurde oft und gerne nachgeahmt. Perfekt kopiert und daher auch urkundlich beeidet wurde sie allerdings nur in einem unserer Nachbarländer: 2011 wurde in Wiesbaden das Traditionshaus „Maldaner“ als das erste „Original Wiener Kaffeehaus“ außerhalb der österreichischen Hauptstadt geehrt und sogar urkundlich ausgezeichnet. Mit viel Mühe versucht das Café im Zentrum der Stadt die typische Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre zu importieren Auf grantige Kellner wurde allerdings verzichtet und dieses Wiener Unikat durch freundliche Ober und Kellnerinnen ersetzt. Besonders originell finde ich übrigens das hauseigene Zahlungsmittel in Form eines goldenen Talers. Den sogenannten „Maldaner Taler“ erhält man in der eigenen Wechselstube im Kaffeehaus und er beträgt einen Wert von 2,50 Euro.

Der Link zur Webseite: http://maldaner1859.de  

Österreichische Cafés mit internationalem Backround

Auch hierzulande blickt man immer öfter über den Rand des heimischen Apfelkuchentellers hinaus und lässt sich von internationalen Einflüssen und Ideen inspirieren. Aus diesem Grund möchte ich meine liebsten Cafés mit internationalem Schwerpunkt vorstellen:

1. Feenwolke & Zuckerguss (Linz)

Mit viel Liebe zum (britischen) Detail betreibt Tanja Watzinger ihr Ladencafè im Vintage-Stil in Linz Urfahr. Neben Sweet Bakery (homemade) und Frühstücks-Variationen findet man hier auch englische Wohnaccessoires und Geschenkideen. Beeindruckt haben mich übrigens kreative Kaffee-Kreationen, wie zum Beispiel Popcorn-Latte, die man aber am besten selbst probiert, ganz nach dem Motto: Coffee is always a good idea!

Webseite - http://www.feenwolkeundzuckerguss.com/ 

2. Das Café Français (Wien)

Mein Lieblingscafé aus meiner Studentenzeit zog mich bereits bei unserem allersten Rendezvous durch seinen Charme in seinen Bann. Seit dieser schicksalhaften Begegnung zur Wiederholungstäterin verdammt, genieße ich bei meinen Wienbesuchen regelmäßig Köstlichkeiten wie „MON DEPAR DIEU!“ oder Desserts wie „Warmer Schokoladenkuchen mit weichem Herz“.

Webseite - http://www.cafefrancais.at/ 

3. The Blonde Beans (Bad Gastein)

Bei meinem Aufenthalt in Gastein entdeckte ich ziemlich rasch dieses gleichermaßen süße wie winzige Café gegenüber dem Bahnhof. Die schwedische Inhaberin bietet hier skandinavische Köstlichkeiten wie zum Beispiel Zimtbrötchen zum herrlichen Kaffee, aber auch Pikantes wie kleine Snacks und Suppen. Auf den wenigen m² bietet das Café nur einer beschaulichen Anzahl an Gästen Platz, lassen es aber – besonders in den langen Wintermonaten Gasteins – umso behaglicher wirken. Mein liebster Sitzplatz war ohnehin draußen, vor der Glasfront, auf der hauseigenen Holzbank mit wärmendem Lammfell. Seeehr gemütlich!

Facebook Seite - https://www.facebook.com/theblondebeans/ 

 

Alles Liebe und genussvolle Kaffeemomente wünscht
Magdalena von bloghandwerk 

P.S. Welche Kaffeehäuser magst du besonders gern? Ich freue mich auf deinen Kommentar auf meiner bloghandwerk-Seite auf Facebook!

Wir verwenden Cookies. Mehr dazu erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.

OK, ich verstehe